DMV GTC: Reicher und Tutumlu-Lopez siegen in der Börde

Beim ADAC Racing Weekend in Oschersleben (02./03. August 2019) hieß es für die fest eingeschriebenen Stammfahrer ‚unserer Serie‘ sowie für die Gaststarter: Zeit für den elften und zwölften DMV GTC-Wertungslauf der aktuellen Saison! Zwei Audi-fahrende GT3-Piloten gingen am Ende aus den Wettkämpfen siegreich hervor: Simon Reicher (Yaco Racing) und Isaac Tutumlu-Lopez (Car Collection Motorsport). 

Das ADAC Racing Weekend in der Magdeburger Börde war wie ein Sommer-Wochenende am Meer: Überwiegend sonnig bei blauem Himmel und milden 24 Grad Lufttemperatur, das Strandgras auf den Hängen am Rande der Motorsport-Arena bog sich im lauen Wind. Doch plötzliche Wetterumschwünge brachten auch starken Regen und Sturm mit sich, der Serienbetreiber Lena und Ralph Monschauer am Freitag das Catering- und Orga-Zelt kostete – ein Schock in der Abendstunde, in der die Grills bereits wieder weggeräumt waren und normalerweise alle zur Ruhe kommen. Stattdessen wurde das obdachlos gewordene, regengetränkte Hab und Gut in die glücklicherweise leere Box 18 gebracht: Dörr Motorsport war schon Richtung Heimat unterwegs, da Gregor Drasal mit seinem Lamborghini nicht starten konnte und Henry Jung im GT4-McLaren zu Beginn im DMV GTC nur testete. "Natürlich ist so ein Sturm immer ärgerlich. Doch es hätte auch Verletzte geben können und insofern hatten wir noch großes Glück", so Serienchef Ralph Monschauer.

Stürmisch, jedoch ohne Schäden, ging es dann auch auf der Rennstrecke zu. Markus Winkelhock demonstrierte erneut im außerhalb der Wertung laufenden Schaeffler Paravan-Audi R8 LMS GT3 Steer-by-wire, das Fahren ohne mechanische Lenksäule. „Vierter wären wir normalerweise im zweiten Durchgang geworden“, freute sich Anke Leuschke, die Pressesprecherin von Schaeffler Paravan, Entwickler der ‚Space Drive‘ genannten Technologie. 


Qualifying und Rennen 1

Simon Reicher bestätigte im Qualifying zum ersten DMV GTC-Durchgang des Wochenendes seine Leistung des Freien Fahrens am Vormittag. Der junge Rennfahrer, der unter roter Landesflagge mit weißem Streifen fährt, sicherte sich und seinem Team Yaco Racing dank einer Zeit von 1:24.100 Minuten die Pole-Position für den Samstagmittag.

Rund zwei Zehntel langsamer war Kenneth Heyer, im Race-Art-Mercedes-AMG GT3 zunächst der Führende. Der Mann aus Viersen stellte sein Fahrzeug jedoch sieben Minuten vor Trainingsende ab, und Reicher nutzte seine Chance. Nach dem Grund befragt, antwortete Heyer verschmitzt: „Wir wollten Reifen sparen – ob ich vorne links oder vorne rechts stehe, macht keinen Unterschied!“

Fünfzehn Rennwagen gingen ab 12:40 Uhr bei schwülen Wetterverhältnissen auf die Jagd nach schnellen Rundenzeiten. Der drittschnellste Mann des ersten Zeittrainings hieß Timo Scheibner, er steuerte wie gewohnt den Aston Martin Vantage GT3 von Schaller Motorsport und sorgte damit für Marken- und Klassenvielfalt unter den Schnellsten beim elften DMV GTC-Durchgang der Saison 2019.

Mario Hirsch (Mercedes-AMG GT3, betreut von der équipe vitesse) komplettierte mit seiner Zeit von 1:25.567 Minuten die zweite Startreihe. „Wir hatten heute einen schwierigen Start und konnten das Freie Fahren nicht optimal nutzen. Deshalb gab es erst spät die ersten schnellen Runden“, erklärte Hirsch, der sich einen Startplatz weiter vorn erhofft hatte. Dahinter schloss sich ein Gaststarter im Porsche 991 GT3 R an: Mike Hansch von Attempto Racing aus Hannover ging vor ‚Zebra-Reiter‘ Markus Alber (Stoll Motorsport) mit der Corvette ins Rennen.

Auf den Startpositionen sieben und neun fanden sich die Car Collection-Piloten Peter Schmidt und Dirg Parhofer (jeweils Audi R8 LMS GT3), nur getrennt durch Oliver Engelhardt (MH Motortsport) im Porsche 991 GT3 R. Christoph Dupré sicherte sich im Porsche 991 GT3 Cup den zehnten Startplatz und verwies damit seinen Juniorfahrer Jacob Erlbacher in die Schranken. „Ich sehe eine steile Lernkurve bei Jacob – am Anfang trennten uns etliche Sekunden, jetzt muss ich schon schauen, dass ich ihn hinter mir halten kann“, freute sich Dupré.

Ein weiterer Nachwuchsfahrer nahm am Qualifying teil, jedoch nur zu Trainingszwecken: Henri Jung, Sohn von Car Collection-Stammfahrer Bernd Jung, steuerte den McLaren 570S GT4 von Dörr Motorsport. "Wir hatten gestern einen Testtag und ich war heute zum ersten Mal in einer Session im DMV GTC dabei. Es ging nur um eine reine Testfahrt und wir finden die Serie sehr gut", so der ex-Kartfahrer. Und Monschauer ergänzt: "Wir würden sehr gerne weitere junge Piloten im DMV GTC und DUNLOP 60 aufbauen. Ich denke, dass dies der ideale Start für sie ist."

Simon Reicher hatte am Ende eines nicht nur wegen sommerlicher Temperaturen richtig heißen ersten Renndurchgangs die Nase vorn und konnte den Pokal des Gesamtsiegers für sich und Yaco Racing entgegennehmen. Auch die schnellste Runde ging auf das Konto des jungen Mannes aus Kirchberg in Österreich. „Es war wohl mein bisher am härtesten erkämpfter Sieg im DMV GTC“, so Reicher im Sieger-Interview. Er ergänzte: „Kenneth ist mir zum Schluss richtig im Nacken gesessen, der hat richtig Druck gemacht“.

Kenneth Heyer, der Zweitplatzierte, zeigte sich sportlich-fair: „Simon hat keinen Fehler gemacht. In Oschersleben zu überholen ist richtig schwer, es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das er verdient gewonnen hat!"

Ein rotes Kreuz im Kalender machte an diesem Tag der Frankfurter Aston Martin-Fahrer Timo Scheibner: Er stand das erste Mal überhaupt auf dem Podium der Gesamtsieger, verteidigte damit seine Startposition und konstatierte im Anschluss: „Es hat riesigen Spaß gemacht! Zum Schluss wurde es noch mal richtig eng, Mario Hirsch hinter mir zu halten, meine Reifen haben abgebaut, aber es hat geklappt. Ich bin richtig happy!"

Hinter dem Viertplatzierten Hirsch, der sich kurz vor Rennende mit einem Dreher der letzten Chance auf einen Podestplatz beraubte, folgten Peter Schmidt (Car Collection Motorsport - Audi R8 LMS GT3) und Mike Hansch (Porsche 911 GT3 R - Attempto Racing).

Auf den Rängen sieben und acht wurden Markus Alber (Stoll Motorsport - Corvette Z.06R GT3) und Oliver Engelhardt (MH Motorsport - Porsche 911 GT3 R) gewertet. Dirg Parhofer brachte den Car Collection-Audi mit der Startnummer 18 sicher ins Ziel; hinter ihm tummelte sich die Cup-Porsche-Fraktion mit Christoph Dupré an der Spitze, der seinen jungen Teamkollegen Jacob Erlbacher auch im Rennen in Schach halten konnte. Christof und Thomas Langer (beide Schütz Motorsport - Porsche 991 GT3 Cup)  teilten sich brüderlich die Ränge zwölf und dreizehn.


Klassensieger:

Klasse 1: Simon Reicher (Yaco Racing - Audi R8 LMS GT3)

Klasse 2: Timo Scheibner (Schaller Motorsport - Aston Martin Vantage GT3)

Klasse 3: Christoph Dupré (Dupré Motorsport - Porsche 991 GT3 Cup)


 Qualifying und Rennen 2

Auch das zweite Qualifying wurde von Simon Reicher dominiert: Mit einer Rundenzeit von 1:23.999 Minuten holte er sich – blutjung aber schnell! – am Vormittag die Pole für den zweiten DMV GTC-Renndurchgang des Samstags. Die Arbeit seines Teams Yaco Racing am blau-gelben Audi R8 LMS GT3 zahlte sich somit aus – bis um 4 Uhr früh wechselte die Truppe aus dem sächsischen Plauen in der Nacht den Motor, an dem zuvor eine Ventilfeder gebrochen war. Interviewt werden konnte Reicher im Anschluss nicht, da er bereits als Co-Kommentator des Renault Clio Cups, in dem er noch 2017 fuhr, in der Sprecherkabine saß. 

Auf den Starträngen zwei und drei folgten Isaac Tutumlu-Lopez (1:24.547 Minuten) und Christiaan Frankenhout, Kenneth Heyers ‚Lieblingsholländer‘, (1:25.134 Minuten). Mario Hirsch setzte seinen von der équipe vitesse betreuten Sternenkrieger dank einer Rundenzeit von 1:25.288 Minuten ebenfalls in die zweite Startreihe. „Nur knapp ein Zehntel Abstand auf Kenneth Heyer, das ist für uns ein Erfolg“, kommentierte Teamchef Andreas Herbst das Trainingsergebnis zufrieden.

Dahinter schlossen sich Timo Scheibner und Mike Hansch an. Peter Schmidt ging neben Oliver Engelhard ins Rennen. Die beiden trennten rund eine halbe Sekunde. Startplatz neun ging an Markus Albers und über Rang 10 freute sich Dupré Motorsport ganz besonders: Junior Jacob Erlbacher – wie Reicher ein gebürtiger Österreicher, der jedoch heute im schwäbischen Böblingen lebt – nahm seinem Mentor Christoph Dupré rund eine Sekunde ab und verwies diesen damit auf Platz zwölf.

Für den Nachmittag war erneut Regen gemeldet, doch der Wettergott hatte ein Nachsehen mit Deutschlands nördlichster Rennstrecke – es blieb trocken. 

Isaac Tutumlu-Lopez nutzte die Startphase für sich, schob sich direkt zu Beginn des Rennens vor Pole-Setter Simon Reicher, der daraufhin Kenneth Heyer im Rückspiegel hatte. Ein ganz besonders spannendes Rennen entwickelte sich in den folgenden dreißig Minuten vor den Augen der Teilnehmer und Zuschauer, denn die drei führenden Fahrzeuge – zwei Audi und ein Mercedes – bildeten über die gesamte Distanz einen Pulk. Gleich stark gelang es keinem der drei routinieren Piloten, sich abzusetzen oder größere Abstände zu schaffen. Dies sollte man sich noch einmal im YouTube-Kanal vom DMV GTC anschauen und genießen.

Besonders in den Überrundungsphasen ging es dich an dicht und sorgten für packende Szenen. Tutumlus grün-grauer Audi #18 lief wie ein Uhrwerk und der türkisch-spanische Fahrer mit kurdischen Wurzeln durfte sich mit Reicher und Heyer im Nacken keinen Patzer erlauben. Es waren noch zehn Minuten zu fahren, als es dem GT3-Profi Heyer gelang, Simon Reicher zu überholen und am Ende auf Gesamtrang drei zu verweisen.

„Viel glücklich, zweites Rennen für Kurdistan Racing Team“, gab Tutumlu-Lopez, eingewickelt in die kurdische Landesflagge, in seinem charmanten Deutsch im Parc fermé der Sieger zu Protokoll und strahlte: „Es war ein einmaliger Kampf, die Überrundungen waren tricky, was für ein großartiges Rennen!“ Nicht minder glücklich schaute Kenneth Heyer aus dem Rennoverall, wie immer ganz Sportsmann: „Wir haben uns nichts geschenkt und fuhren alle am Limit, Isaac ist gefahren wie ein Berserker, im 140-Prozent-Bereich unterwegs ohne Fehler, ich freue mich über seinen verdienten Sieg!“ Simon Reicher kommentierte: „Kenneth und Isaac sind besser weggekommen, zum Schluss hat es nicht mehr gereicht, ich ärgere mich über mein Ergebnis, aber stimme den Kollegen zu – es war ein geiles Rennen!“

Mario Hirsch stand zum zweiten Mal an diesem Tag der undankbare Platz des Vierten zu, was die Leistung von ihm und seinem Einsatzteam équipe vitesse nicht mindern soll. Im Rennen gab Hirsch damit nach dem Führungs-Trio den Ton für das restliche Teilnehmerfeld an. Peter Schmidt, Teamchef von Car Collection Motorsport, konnte sich im Audi leicht nach vorne arbeiten und erzielte den sechsten Gesamtrang hinter Timo Scheibner und vor Markus Alber. Die anschließenden Wagen der Marke Porsche fuhren quasi ihr Rennen im Rennen, wobei sich natürlich der achtplatzierte Oliver Engelhardt von den Cup-Fahrern abhebt, da sein ‚Brumml‘ getauftes Modell 991.2 GT3 R in Klasse 1 gewertet wird.

Großer Erfolg für den erst 18 Jahre alten Jacob Erlbacher: Er besiegte seinen erfahrenen Teamchef Christoph Dupré und sicherte sich damit seinen zweiten Sieg in Klasse 3. Auf den Plätzen elf und zwölf folgten Christof und Thomas Langer. Lediglich Mike Hansch und Berthold Gruhn (Team Gruhn Stahlbau - Audi R8 LMS GT3) mussten ihre Fahrzeuge in einem unfallfreien Rennen vorzeitig in den Boxen abstellen.


 Klassensieger:

Klasse 1: Isaac Tutumlu-Lopez (Car Collection - Audi R8 LMS GT3)

Klasse 2: Timo Scheibner (Schaller Motorsport - Aston Martin Vantage GT3)

Klasse 3: Jacob Erlbacher (Dupré Motorsport - Porsche 991 GT3 Cup)

Timo Scheibner führt nach 12 Rennen die Meisterschaft an. Auf Platz zwei folgt das Duo Dietmar Haggenmüller/Uwe Alzen vor Christoph Dupré/Jacob Erlbacher und Simon Reicher

Die nächsten beiden Wertungsläufe des DMV GTC finden am 7. September in Zolder (Belgien) statt.

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